„Vögel tun es, Bienen tun es, selbst gebildete Flöhe tun es…“

Bienen und Blume

Wenn Du mit mir die Melodie von Cole Porter zu diesen Worten summst, sind wir auf derselben Ebene.

Du weißt genau, worauf ich hinaus will: Ich möchte über Sex sprechen.

Bitte nicht erröten!

In den Achtzigerjahren gab es in Amerika eine kleine, deutsche Frau Doktor im Radio, die sich nicht scheute, Sex beim Namen zu nennen. Sie war eine Außenseiterin unter den Radiomoderatoren und mutig genug, in ihrem 15-minütigen Programm „Sexually Speaking“ über alle Aspekte der Sexualität zu sprechen. Sie wurde buchstäblich über Nacht zur Sensation.

Ihr Name war Dr. Ruth Westheimer, besser bekannt als Dr. Ruth, eine Pionierin im Bereich der Sexualtherapie und -bildung.

Dr. Ruths offene und direkte Art, über Sex und sexuelle Gesundheit zu sprechen, war damals revolutionär, insbesondere vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Tabus in Amerika.

Amerika hatte und hat immer noch eine komplexe Beziehung zur Sexualität, oft geprägt von Tabu und Befangenheit, die auf die puritanischen Wurzeln des Landes zurückgehen.

Die Puritaner, eine protestantische Religionsgruppe, die im frühen 17. Jahrhundert von England nach Amerika auswanderte, brachten einen strengen Moralkodex und einen Fokus auf Frömmigkeit mit, der die kulturelle und soziale Landschaft der Neuen Welt tiefgreifend beeinflusste.

Die Puritaner vertraten die kalvinistische Theologie, betonten die Prädestination, die Sündhaftigkeit der Menschheit und die Notwendigkeit persönlicher Frömmigkeit und moralischer Strenge. Sie glaubten, dass jeder Aspekt des Lebens unter der souveränen Kontrolle Gottes stand, einschließlich der Sexualität, die streng auf die Ehe beschränkt bleiben sollte. Sexuelle Beziehungen, selbst innerhalb der Ehe, durften nicht offen diskutiert oder zum Vergnügen ausgeübt werden, sondern galten in erster Linie der Fortpflanzung.

Diese strenge Sichtweise führte zu einer Kultur, in der sexuelle Diskussionen tabu waren, ein Gefühl, das in das breitere amerikanische Bewusstsein überging. Das Erbe dieser Überzeugungen war das Tabu, Sex nicht offen zu diskutieren, denn die Gesellschaft sah ihn als etwas Privates und oft Anstößiges an.

Im Jahr 2024 ist es schwer vorstellbar, welchen moralischen Aufruhr Dr. Ruths offene Diskussionen über ‘All Things Sexual’ einst verursachte. Ich glaube, sie konnte hauptsächlich deshalb im Äther bleiben, weil ihr deutscher Akzent, ihre kleine Statur (sie ist nur 1,40 m groß) und ihr intelligenter Witz ihr eine Art koboldhafte Präsenz verliehen, sowohl im Radio als auch später im Fernsehen.

Obwohl wir seit den Tagen, in denen Dr. Ruths offene Diskussionen über Sexualität einen moralischen Aufruhr verursachten, einen langen Weg zurückgelegt haben, überschattet die puritanische Vergangenheit Amerikas noch viele Aspekte des sexuellen Diskurs in der westlichen Welt.

Im Laufe der Jahrzehnte haben wir bedeutende Verschiebungen hin zu größerer Offenheit und Akzeptanz erlebt, aber es bleiben immer noch weite Gebiete zu erforschen, die wir unter den Teppich kehren. Auch in einem so aufgeschlossenen Land, wie Österreich.

Die sexuelle Revolution der 1960er und 1970er Jahre markierte beispielsweise einen entscheidenden Bruch mit dem früheren Konservatismus und ermächtigte die Menschen, Sexualität mit neuer Freiheit zu diskutieren und zu erforschen.

Damals wurden Themen, die einst tabu waren, wie sexuelle Gesundheit und Vergnügen, LGBTQ+-Rechte und Verhütung, offener diskutiert, was eine Gesellschaft widerspiegelt, die informierte und gesunde Ansätze zur Sexualität schätzt.

Bildungsprogramme in Schulen und die Medienrepräsentation haben ebenfalls Fortschritte gemacht und setzen sich für ein umfassenderes Verständnis sexueller Gesundheit ein.

Auch die Frauenbewegung, die besonders in den 70-iger Jahren aktiv war, trug dazu bei, dass sich ein neues Sexualverständnis breitmachte. Es war vor allem die „Pille“, die Frauen die Entscheidungskraft verlieh, wann und ob sie schwanger werden wollten. Sex war plötzlich ein Freizeitvergnügen, wie es die Welt vorher nicht kannte.

Trotz dieser Fortschritte gibt es immer noch Überreste alter Muster. In einigen Kreisen löst das offene Sprechen über Sex Unbehagen oder Vorurteile aus. Die Stigmatisierung bestimmter sexueller Verhaltensweisen und Identitäten setzt die freie und offene Diskussion weiterhin unter Druck und spiegelt jahrhundertealte Intoleranzen wider.

Auch die Sexualerziehung an den Schulen gibt nicht immer verständnisvollen Diskurs, der die Schüler zu toleranten Menschen erziehen könnte. Es ist ein anhaltender Kampf zwischen progressiven Ideen und konservativen Traditionen, die die Sexualerziehung zu einem langweiligen Thema verkommen ließen.

Bei der Navigation durch diese komplexen Gewässer ist es entscheidend, die Triumphe zu feiern und uns bewusst zu machen, wie weit wir bereits gekommen sind. Dieses Bewusstsein ist unerlässlich, wenn wir auf eine Gesellschaft hinarbeiten wollen, in der das Diskutieren und Erforschen der Sexualität genauso natürlich und unbelastet ist, wie jeder andere Aspekt menschlicher Gesundheit und Wohlbefindens.

Hier komme ich ins Bild. Meine Expertise als Zertifizierte Medizinische Hypnotherapeutin, spezialisiert auf ‘Sexuelle Freiheitshypnose’, ist entscheidend im therapeutischen Prozess mit Menschen, die sexuelle Dysfunktionen erfahren oder von ihrer Umwelt auf Grund ihrer Sexualität marginalisiert werden.

‘Sexuelle Freiheitshypnose’ ist ein therapeutischer Ansatz, der darauf abzielt, Individuen zu helfen, ihre Sexualität frei zu erleben, ohne die Lasten tief verwurzelter mentaler Blockaden oder allgegenwärtiger Unbehaglichkeit, die zu sexuellen Dysfunktionen führen können.

In meiner Praxis begegne ich vielen Menschen, die das Gewicht kultureller, historischer und persönlicher Hemmungen tragen und sich daher selbst im Wege stehen, ein erfüllendes Sexualleben zu genießen. 

Durch den gezielten Einsatz von Hypnotherapie helfe ich Klienten, diese Barrieren zu identifizieren und abzubauen, sodass sie eine gesunde und unbeschwerte Verbindung zu ihrem sexuellen Selbst herstellen können.

Der Prozess hilft den Klienten durch verschiedene Hypnosetechniken auf das Unterbewusstsein zuzugreifen, wo viele dieser Hemmungen residieren. 

Indem wir negative Überzeugungen und Ängste ansprechen, können wir effektiv den Weg für positive sexuelle Erfahrungen ebnen. 

Hypnotherapie dient nicht nur dazu, Symptome von Dysfunktionen zu lindern; sie fördert einen ganzheitlichen und bejahenden Ansatz zur eigenen Sexualität und ermöglicht es einer Person, ihre Wünsche ohne Scham oder Angst anzunehmen.

Manchmal liegt die Wurzel einer ungesunden Beziehung zur Sexualität in Traumata. 

In solchen Fällen kann die traditionelle Gesprächstherapie möglicherweise nicht ausreichen, um tiefsitzende emotionale Wunden aufzudecken oder zu heilen.

Hier wird die Augenbewegungs-Desensibilisierung und Wiederverarbeitung (EMDR) zu einem unschätzbaren Werkzeug in meinem therapeutischen Arsenal.

EMDR ist eine psychotherapeutische Technik, die in der Traumata-Bearbeitung sehr wirksam ist und eine entscheidende Rolle bei der Behandlung von Problemen, die das sexuelle Wohlbefinden eines Klienten blockieren, spielen kann.

Die EMDR-Therapie konzentriert sich auf die dysfunktionale Speicherung traumatischer Erinnerungen und zielt darauf ab, diese Erinnerungen so umzuprogrammieren, dass ihre nachhaltigen Auswirkungen reduziert werden.

Während der EMDR-Sitzungen leite ich die Klienten durch eine Reihe von lateralen Augenbewegungen, Geräuschen oder Klopfen, während sie sich an ihre traumatischen Erlebnisse erinnern.

Dieser Prozess soll den psychologischen Zustand nachahmen, den wir während des REM-Schlafs (Rapid Eye Movement) betreten – ein Zustand, der förderlich für die Verarbeitung und Integration von Erinnerungen und Emotionen ist. Während die Klienten diesen geführten Bewegungen visuell folgen, setzen sie sich gleichzeitig auf kontrollierte und allmähliche Weise mit Erinnerungen an vergangene traumatische Ereignisse auseinander.

Durch die Augenbewegungen kann eine traumatische Erinnerung von den überwältigenden Emotionen, die damit verbunden sind, entkoppelt werden. Mit der Zeit nimmt die Intensität der Erinnerung ab, was dem Klienten ermöglicht, seine Erinnerungen objektiver und mit deutlich weniger Belastung zu betrachten.

Sehr oft werden Überlebende sexueller Misshandlungen in intimen Situationen mit Ängsten konfrontiert, die eine gelöste Stimmung beim Sex unmöglich machen.

EMDR hilft, emotionale Barrieren zu überwinden und dadurch können meine Klienten die Autonomie über ihren Körper zurückzugewinnen. Ihre sexuellen Erfahrungen werden nicht mehr als Quellen von Trauma und Schmerz empfunden, sondern als Aspekte des Lebens, die Freude und Erfüllung bieten können.

Das Ziel der ‚Sexuellen Freiheitshypnose‘ (der Oberbegriff für die verschiedenen Modalitäten, die ich verwende, um meinen Klienten bei der Heilung zu helfen) ist es, die sexuelle Identität nach den eigenen Bedingungen neu zu definieren, befreit von den Schatten überholter Stigmata und persönlicher Traumata.

Dadurch können Menschen, die es nie für möglich gehalten hätten, ein neues, selbstbewusstes Ich entdecken und das volle Spektrum menschlicher Intimität und Freude genießen.